Predigten
Predigt vom 27.2.2022 – Fassenacht
(Hans-Karl Warken)
Liebe Gemeinde, wer kennt sie nicht
von Maria und Martha, die Geschicht´
seit zweitausend Jahr´n aktuell und noch lang nicht erledigt
und immer wieder Thema einer Predigt
denn so manches Grundverhalten
bleibt bei den Jungen und den Alten
und so ist das generell
auch über lange Zeiten aktuell
und so erzähl ich heut in Gottes Namen
die Geschicht von zwei verschied´nen Damen
Doch eigentlich ist Gottes Sohn
in der Geschicht´ die Hauptperson
Jesus, dauernd unterwegs
das ging ihm langsam auf den Keks
denn, was schon lange an ihm nagt
und darüber hat er sich beklagt
dass unter Gottes Himmelsblau
der Vogel sein Nest hat und der Fuchs seinen Bau
nur er, so sprach er dann mit tristem Sinn
weiß nicht mit seinem Kopf wohin
So ging er durch das Heil´ge Land
Beliebt, erwartet und bekannt
um das Wort Gottes zu vermehren
um zu heilen, zu retten und zu lehren
Er half dort, wo ganz groß die Not
sprach vom Leben nach dem Tod
von Gerechtigkeit und Nächstenliebe
und vom Frieden in dem Weltgetriebe
und so erfuhr natürlich Marta prompt
dass Jesus in ihr Örtchen kommt
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sie hielt´s nicht mehr aus im Hause drinnen
denn Jesus kam mit seinen Jünger:innen
heut in den modernen Tagen
würde man Follower sagen
Und der Herr war bei Marta sehr begehrt
und sie hat von ihm schon viel gehört
Er stamme aus sehr gutem Haus
und sehe auch noch sehr gut aus
Freundlich, herzlich eloquent
jung, dynamisch, kompetent
gesund und sportlich, immer flott
genauso wie der junge Gott
Der kam ihr grade recht gelegen
und so lief sie ihm ganz schnell entgegen
oh Herr verzeih mir meine Hast
ich lad´ dich ein, sei unser Gast
Wir machen´s dir auch richtig nett
Ich koch für dich, mach dir ein Bett
Wir geben uns auch sehr viel Müh
ich und mein Schwesterlein Marie
Und so folgte Jesus in das Haus
und zog erst mal die Sandalen aus
dann wie´s üblich war in Martas Welt
hat sie schnell Wasser hingestellt
damit der Herr Jesus in der Zeit
die Händ´ und Füß´ vom Staub befreit
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Dann hat sie richtig losgelegt
das Gästezimmer ausgefegt
und kräftig, so dass die Federn flogen
das Bett schnell noch frisch bezogen
die Vorratskammer sich betrachtet
und noch fix ein Huhn geschlachtet
dem armen Vieh den Kopf gestutzt
und noch das Gemüs geputzt
Brot gebacken, knusprig, frisch
schnell gescheuert noch den Tisch
Das Sabbatgeschirr kam aus dem Schrank
samt Gläser putzte sie das blank
und das Besteck, zum Haare raufen
war schon wieder angelaufen
mit dem Putztuch gab´s nen heißen Tanz
und schon erstrahlte es im vollen Glanz
Da fiel ihr auf, wie kann das sein
wo ist denn nur mein Schwesterlein?
wie immer hat die sich geschickt
vor der Arbeit schnell verdrückt
langsam kochte sie vor Wut
die Kleine reizte jetzt ihr Blut
Dann ging sie in die Wohnstub´ rein
da saß Mariechen hübsch und fein
im Sonntagskleidchen saß die Süße
ganz gebannt zu Jesus Füßen
und hörte dort in stiller Ruh
Jesu Wort mit großer Andacht zu
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Langsam regte sich ihr Groll
jetzt treibt´s das Weib mal wieder toll
sie trug gern Schmuck und feine Ringe
für sie zählten nur die schönen Dinge
wozu sich mit der Arbeit quälen
das ist nur was für grobe Seelen
so stieg die Wut und jedenfalls
kam die dann hoch bis hin zum Hals
Und so ging sie in die Stube rein
Oh du lieber Herr, du Jesus mein
meinst du so was ist gesund
ich schaff mir heut´ die Finger wund
in der Küche ist es feucht und heiß
und vom Kopf rinnt mir der Schweiß
und meine Schwester sitzt auf seid´nem Kissen
und macht sich gar kein schlecht Gewissen
und hört dir zu und hat den Spaß
sag ihr, sie ist ein faules Aas
Langsam stand dann Jesus auf
die Rüge nehm ich leicht in Kauf
Ach Marta, ich weiß dein Werk zu schätzen
und hörte dich, die Messer wetzen
Auch das Töpfe- und Geschirrgepolter
aus der Küche klang nicht holder
das alles wurde dir zur Qual
aber sag, du hattest doch die Wahl
und nun fühlst du dich verletzt
hättest besser dich zu uns gesetzt
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ich kann deine Arbeit wohl ermessen
werd gern von deinen Köstlichkeiten essen
doch Marta sei mir nun nicht bös
mir genügt auch schon ein Spundekäs
ein Paarweck mit einem Stückchen Wurst
und einen Riesling gegen meinen Durst
Ich bin gerne heut bei euch Gast
doch fall ich dir nicht gern zur Last
und das, lieb Marta sag ich dir
das Gefühl, das gibst du mir
Bei Marta reifte die Erkenntnis
Bei Kritik hat Jesus auch Verständnis
auch dafür, dass sie sich Tag und Nacht
um den Haushalt nur Gedanken macht
doch Jesus hat ihr auch erzählt
dass Maria den besseren Teil erwählt
Denn Marta, du hast viel zu tun
doch solltest du auch einmal ruh´n
zuhören, und das nicht nur mir
dafür fehlt dir das Gespür
die schönen Dinge wach erleben
und nicht nur an der Arbeit kleben
die Schönheit der Schöpfung nicht verpassen
und mal die Seele baumeln lassen
weil du sonst, durch deine Arbeitslast
Einen Teil des Lebens noch verpasst.
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Das, was Lukas aufgeschrieben
ist uns bis heute noch geblieben
zum Beispiel in der in der schönen Zeit
im Advent für mehr Besinnlichkeit
Alle Martas auf der Welt
unter Gottes Himmelszelt
und dazu fällt mir grad noch ein
auch Männer können Martas sein
Sind in diesen vermeintlich ruhigen Zeiten
hektisch nur am Vorbreiten
sind am Bestellen und am Kaufen
sie sind am Stöhnen und am Schnaufen
Backen, putzen, dekorieren
neue Rezepte ausprobieren
denn stellt sich bald das Christkind ein
will man ja vorbereitet sein.
und hängt selbst nach Hast und Eilen
an Heilig Abend in den Seilen
Maria würde sich bequemen
und die Bibel in die Hände nehmen
und würde von dem Ereignis lesen
wie´s prophezeit war und wie´s gewesen
und würd´ mit Freuden, ganz gelassen
am Adventskranz Kerzen brennen lassen
sie würde von Gottes Botschaft schwärmen
sich an einem Tee erwärmen
so macht sie in ihrem Herzen Platz
denn Gott schickt seinen größten Schatz
davon ist sie sehr beseelt
hat sie nicht einen guten Teil gewählt?
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Ach ja, was ist die Bibel weit
und so mancher nahm sich früher Zeit
wenn er in Ruhe mal gewesen
zur Erbauung drin zu lesen
einfach lesen, nicht studieren
und über dies und das sich informieren
Doch will man es vielleicht mal wagen
und fragt Menschen in den Ostertagen
was es mit Ostern auf sich hat
nach den Antworten, da bist du platt
dann hört man heute neuerlich
Antworten ganz abenteuerlich
Irgendwas vom Nest im Rasen
mit lilabunten Milkahasen
vom großen Wunder auf dem Acker
Has´legt Eier macht Gegacker
von Frühling, Tulpen und Narzissen
mehr wird die Mehrheit gar nicht wissen
Von Jesus, Kreuz und Golgatha
ei ich weiß es nicht, was war denn da?
Ach in der Bibel steht so was
Bibel, sag was ist denn das?
Auferstehung, Gottes Sohn?
Ostern ist bei Amazon
Bei Lidl, Aldi, Edeka
werden Osterträume wahr
da benutzt man das Fest, und das Christentum
schamlos aus für den Konsum.
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Es gibt in der Bibel Parallelen
von so arbeitsamen, reichen Seelen
deren Ziel es ist im Leben
nach Reichtum immer mehr zu streben
So wie es auch bei Lukas steht
wo ein reicher Bauer sehr viel Weizen sät
Was war er auf seine Ernte stolz
er brauchte für seine neuen Scheunen Holz
die musste er nun eifrig bauen
um seinen Reichtum zu verstauen
den konnt´ er sich dann einverleiben
und zufrieden seine Hände reiben
jawohl, ihr Leute schaut nur hin
wie wohlhabend und reich ich bin
doch in der Nacht ist ihm dann Gott erschienen
und fragt: Wem soll der ganze Reichtum dienen
den du dann gehortet hast
er wird für dich bald zum Ballast
Du Narr, heute Nacht wird man deine Seele holen
und was hast du dann von deiner Kohle
du fühlst dich reich, du fühlst dich frei
doch das Leben ging an dir vorbei
für die Schönheiten dieser Welt
hast du dich blind und taub gestellt
Denn, wer nur von Reichtum träumt
hat im Leben viel versäumt
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Fast so ging´s auch jenem Mann
ach hört euch dieses Gleichnis an
dieser stieg einst immer weiter
hoch auf der Karriereleiter
Eine Frau war ihn nun angetraut
auch hatte er ein Haus gebaut
Zwei Kinder kamen auf die Welt
sie hatten sich dazugesellt
Das Bankkonto war gut gefüllt
doch sein Hunger war noch nicht gestillt
Die Urlaubsreisen war´n nicht zu toppen
nach Mailand flog man oft zum Shoppen
Doch spürte er so langsam, leis
der Erfolg fordert irgendwann Preis
Denn er malochte Tag und Nacht
hat nie sein Handy ausgemacht
damit er tagein, tagaus, das ganze Jahr
für seine Firma stets erreichbar war
er war immer öfter aus dem Haus
er gönnte sich kaum eine Paus‘
Doch plötzlich hat´s bei ihm geknackt
ins Krankenhaus mit Herzinfarkt
So lag er da schon viele Stunden
auf einmal hat er Zeit gefunden
Die Kinder kamen lieb und nett
Zum Papa an das Krankenbett
und er begrüßte sie dann mit den Worten
Kinder seid ihr ja groß geworden!
Fazit: wer nur von Erfolg und Karriere träumt
hat in seinem Leben viel versäumt
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Es gehört zu des Lebens Normalitäten
ein jeder setzt seine Prioritäten
Auch in unserem Gemeindeleben
Hat ein jeder sein Bestreben.
der eine behandelt die Finanzen
der nächste steht für das Bauen im Großen und Ganzen
Der andere sagt, ich bin für´s Soziale
Und einer ist für das Große, Globale
ein andrer sagt, ich mach die Feste
denn darin bin ich schon lange der Beste
so macht noch einer die Planung für das Morgen
jeder macht sich um irgendwas Sorgen
Doch beim Umsorgen unterdessen
sollt den Dienst am Herren man nicht vergessen
Sonntagmorgen in christlicher Runde
mit der Gemeinde im Geiste Gottes verbunden
eine Stunde für die seelische Ruh
das gehört doch zum Christsein einfach dazu
und wenn es dabei auch noch gelingt
den Sinn zu erfassen, von dem was man singt
die Gebete in unsere Herzen zu senken
und nicht dabei schon an das Mittagsmahl denken
Die Predigt zu hören mit Aufmerksamkeit pur
und kein verstohlener Blick auf die Uhr
den Geist im Sinne Gottes bewegt
und damit noch die Gemeinschaft gepflegt.
dann kommt man nach Hause, beschwingt und beseelt
und hat damit sich das gute Teil ausgewählt.
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Zum Schluss, liebe Gemeinde, eines ist richtig
Marta und Maria, beide sind wichtig
die eine rustikal, auf die Arbeit versessen
die andere hat an Schrift und Wort mehr Interesse
und ich denk, es wäre ein Graus
spielt man eine gegen die andere aus.
Maria war es halt gegeben
Jesus Worte zu erleben
während Marta ganz und gar
ihre Arbeit wichtig war
sie hat halt gekocht, abgestaubt, geputzt
und ihre Chance nicht genutzt
Jesu Weisheit, seinen Lehren
mal in Ruhe zuzuhören
und was lernte sie daraus?
wann hat man Jesus mal im Haus
Beim nächsten Mal wird es anders sein.
da teil ich mich dann besser ein
dann werd ich einfach auf die Schnelle
beim Italiener was bestellen.
Im Normalfall wünscht ich euch ihr Leut‘
jetzt ein schöne Fassenachtszeit
an Corona sind wir fast gewöhnt
damit werden wir irgendwann versöhnt
doch was man so vom Krieg erblickt
kräftig auf unsre Stimmung drückt.
Doch ganz verzichten möcht´ ich nicht
Christ sein, heißt Hoffnung, Zuversicht
heißt mutig in die Zukunft schauen
heißt immer fest auf Gott vertrauen
darauf in Gottes heiligem Namen
ein kleines Helau und ein ganz großes Amen.
Predigttext Lukas 18, 31-43
Die dritte Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung
31 Er nahm zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach
Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die
Propheten von dem Menschensohn.
32 Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und
misshandelt und angespien werden.
33 und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen.
34 Sie aber verstanden nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen,
und sie begriffen nicht, was damit gesagt war.
Die Heilung eines Blinden bei Jericho
35 Es geschah aber, als er in die Nähe von Jericho kam, da saß ein Blinder am Wege
und bettelte.
36 Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wer.
37 Da verkündeten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorüber.
38 Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
39 Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch
viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
40 Jesus aber blieb stehen und befahl, ihn zu sich zu führen. Als er aber näher kam,
fragte er ihn:
41 Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann.
42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.
43 Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk,
das es sah, lobte Gott.
Gnade sei mit uns und Friede, von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus.
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was
geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Auf dem Weg nach Jerusalem erzählt Jesus seinen Jüngern von den bevorstehenden
Leiden, von der Verhaftung und dem Kreuzestod, aber sie haben dafür gar keinen Blick.
In ihrem Fokus steht Jerusalem, wo sie vielleicht Freunde treffen werden, wo sie das Passahlamm essen wollen, und sich nicht schon
wieder mit Jesu Gedanken auf Tod und sogar Auferstehung beschäftigen möchten. Und so haben sie den Tunnelblick,
ihre Augen sind blind, sie verschließen sie vor Leid und Angst. Sie wollen feiern, gemütlich zusammen sein. Mit dem Anderen, den
Problemen können sie sich später beschäftigen.
Auch vor unseren Augen steht die Zeit der Passion, ein bisschen Zeit haben wir noch,
noch wollen wir Abstand halten zu dieser wichtigen Zeit, die unseren Blick in die Tiefe
lenkt, die uns nachdenken lässt über unser Leben; die uns fragt, wo wir hingehen, was uns wichtig ist, welche Aufgaben wir haben, wen
wir im Auge behalten müssen, auf was wir schauen müssen.
Ganz anders der blinde Bettler. Seine Augen sind lange schon verschlossen, „er sieht nur
mit dem Herzen gut“, er hat gelernt seine Ohren zu benutzen und auf das zu reagieren,
was an Geräuschen wahrzunehmen ist. Und es ist auf einmal laut um ihn herum, als Jesus und seine Gefolgsleute vorbei gehen. Kein Wunder, dass er sich erkundigt, was denn da jetzt gerade passiert. Da verkündeten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorüber. Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
Der Bettler ist ganz da, er hat sofort begriffen, was das für ihn bedeuten kann. Der verheißene
Messias, der Heiland geht vorbei .Erbarme dich meiner. So lange schon sitzt er da, ist angewiesen auf die milden Gaben., die ihm Vorübergehende zuwerfen., selbst kann er sonst nichts tun .Doch, jetzt kann er sich ganz auf Jesus konzentrieren, ihn unablässig um Hilfe bitten, wieder und wieder, bis es den Jüngern zu viel wird, und sie ihn anherrschen, er solle endlich den Mund halten. Sie, die Jünger; haben das schon oft erlebt, dass Menschen von Jesus Hilfe erbitten, und sie dann Jesus abschirmen wollen. Er braucht doch schließlich seine Ruhe, kann nicht dauernd für andere Menschen da sein. Er hat ja schon genug mit seinem näheren Kreis zu tun, soll seine Kraft für sie bewahren.
40 Jesus aber blieb stehen und befahl, ihn zu sich zu führen. Als er aber näher kam, fragte er ihn
41 Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann.
42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.
Ist das nicht toll, Jesus wendet sich diesem blinden Menschen zu und fragt ihn, was er ihm Gutes tun kann. Eigentlich liegt das doch auf der Hand, er will nichts anderes als wieder? oder endlich? zu sehen. Dieser blinde Mensch sieht nur in sich hinein, aber er sieht Jesus besser als das seine Jünger tun. Er weiß, da ist der große Wundertäter, der Arzt, der Menschen helfen kann. Das ist sein fester Glaube. Und dank dieses Glaubens erbittet er Hilfe von Jesus. Er bittet nicht nur still und bescheiden, nein, er schreit seinen Wunsch hinaus, all sein Elend, das er bis jetzt in sich verschlossen hat, das bricht aus ihm hervor, das schreit er Jesus ins Gesicht: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. Diesen Ruf, den wir am Sonntag im Gottesdienst beten oder singen, er gehört zu unserem Glauben. Dieser Glaube ist ein Geschenk. Wer hat sich nicht schon völlig einsam und verlassen gefühlt, und dann seine ganze Hoffnung auf Gott gesetzt, dass er ihm hilft, sein Schicksal zu ertragen oder sogar seine Leiden zu bessern.
In unserer Liturgie heißt es oft : in der Stille bringen wir unsere besonderen Anliegen vor Gott Das sind dann meist die Wünsche, die wir für Kinder und Enkel, für die Familie und den Partner haben und keiner kann sich vorstellen, dass diese Stille unterbrochen wird durch einen existentiellen, aus tiefstem Herzen kommenden Schrei: Herr, erbarme dich. Der Schrei, der Ruf nach einem rettenden Christus, der Schrei nach einem erbarmenden Gott.
Wer solch einen Schrei ausstößt, der wendet sich sehenden Auges an den Erlöser: Ich weiß, dass Gott mich ansieht, dass ich in seinem Blick bin, schon seit er mich geschaffen hat, schon, als er mir mein Wesen gab, mein Angesicht.
42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend Dein Glaube hat die geholfen.
43 Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.
Er pries Gott. Das ist wichtig, dass er sich bedankt für diese Wundertat, für die Heilung.
Unser Sohn Christoph sah sehr schlecht, aber dank der modernen Medizin sollte ihm eine Operation helfen. Sie war nicht ungefährlich.
Und so habe ich mich bei Gott bedankt und eine Spende, einen Dauerauftrag der Christoffel Blindenmission zukommen lassen, um
immer wieder Dank zu sagen für diese Heilung.
Noch einmal zum Text: Und alles Volk, das es sah, lobte Gott. Wie oft vergessen wir zu danken, wenn uns Gnade widerfahren ist , Gott
zu loben für das Gute, das er uns geschenkt hat. Der geheilte Blinde folgte Jesus nach. Jesus sieht es als seine Aufgabe, uns Menschen
zu helfen, uns in unserem Leiden beizustehen, ganz ohne Aufsehen, ohne sich damit herauszustellen, nein, allein zur höheren Ehre
Gottes.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Amen
Karin von Döhren